Besonderer Fund: Gottesanbeterin in Wendelsheim – NABU bittet um weitere Meldungen

Männliche Europäische Gottesanbeterin | Foto: Dr. Jürgen Leuck
Männliche Europäische Gottesanbeterin | Foto: Dr. Jürgen Leuck

Einen außergewöhnlichen Fund machte Dr. Jürgen Leuck aus Wendelsheim: Im Swimming-Pool entdeckte er am letzten Donnerstag ein ungewöhnlich großes, hellgrünes Insekt, das sich bei näherer Betrachtung als Europäische Gottesanbeterin entpuppte. Er schickte ein Bild an Rainer Michalski von der NABU-Regionalstelle in Albig, der sich mit Experten in Verbindung setzte und die Bestimmung so bestätigten konnte. Der Naturschützer erklärt: "Da viele Arten der Gottesanbeterinnen gerne in Terrarien gehalten werden, entpuppen sich manche Meldungen als entflohene Exoten. Auch große Heuschreckenarten wie das Grüne Heupferd werden mit Gottesanbeterinnen verwechselt. Man muss schon genau hinschauen, um die seltene heimische Art sicher zu identifizieren."


Die Europäische Gottesanbeterin kam bis vor einigen Jahren nur noch an wenigen Stellen in Deutschland regelmäßig vor, etwa am Kaiserstuhl oder in der Südpfalz. Doch nun breitet sich die wärmebedürftige Art mit Verbreitungszentrum im Mittelmeerraum im Zuge des Klimawandels wieder nach Norden aus. Aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert gibt es einzelne Belege aus Rheinhessen und dem Nahegebiet, doch ist sie bei uns schon lange nicht mehr gesichtet worden.
Das zu den mit den Schaben verwandten Fangschrecken gehörende Tier ist ein geschickter Insektenjäger. Seine Vorderbeine sind zu dornenbewehrten Fangbeinen umgebildet, mit denen es Beute blitzschnell sogar aus der Luft greifen kann. In Ruhestellung erinnern diese an betende menschliche Hände, was den Namen erklärt. Durch ihre hellgrüne bis bräunliche Färbung ist die bis zu 7,5 cm lange Europäische Gottesanbeterin in der Vegetation kaum zu entdecken. Meist sitzt sie still und wartet einfach, bis sich ein passendes Insekt in die Nähe wagt. Dank ihres sehr beweglichen Kopfes mit den weit auseinander stehenden Augen hat sie dabei alles im Blick. Bei Gefahr zeigt sie die dem Gegner die beiden weißen, schwarz umrandeten Augenflecken auf den Innenseiten ihrer Vorderschenkel und stößt zischende Laute aus. So kann sie manchen Feind in die Flucht schlagen und wirkt auch auf Menschen beeindruckend, auch wenn sie für uns ungefährlich ist.

Der NABU ruft die Bevölkerung zur Mithilfe auf, um weitere Daten zur Verbreitung der Gottesanbeterin in Rheinhessen und dem Naheland zu erhalten. Rainer Michalski: "Aufgrund der guten Tarnung ist sie leicht zu übersehen. Doch manchmal hilft ja der Zufall. Bis in den Oktober sind Beobachtungen möglich. Haben Sie in diesem Sommer in unserer Region eine Gottesanbeterin gesehen oder sogar fotografiert? Dann melden Sie sich bei uns unter 06731 547566 oder info@NABU-Rheinhessen.de."