Wie eine Wespe mit acht Beinen

Weib. Wespenspinne mit Heuschrecke
Weib. Wespenspinne mit Heuschrecke

Es sind die warmen Tage im August und September, an denen besorgte Bürger beim NABU Rheinhessen-Nahe anrufen und von einer „riesigen Spinne“ in ihrem Garten berichten. Mit über zwei Zentimetern Länge und auffälligem schwarz-gelben Streifenmuster wirken sie fast exotisch in den heimischen Gärten. Der Färbung verdankt sie ihren Namen – die Wespenspinne.'
Ob sie denn giftig sei, lautet zumeist die erste Frage an Rainer Michalski von der NABU Regionalstelle Rheinhessen-Nahe. Das farbliche Muster ist in der Natur zwar ein Warnsignal, doch der Experte beruhigt: „Auch wenn sie gefährlich aussehen, sind Wespenspinnen vollkommen harmlos. Wie die Schwebfliegen nutzen sie eine ‚Wespentarnung‘, um Feinde abzuschrecken. Sie haben natürlich wie alle Spinnen Giftklauen zum Töten von Beute, unsere Haut können sie damit allerdings nicht durchdringen.“ 

Anders sieht es bei Insekten aus, von denen Wespenspinnen auf einem Hektar bis zu 14 Millionen in einer Saison vertilgen. Als wichtigstes Beutetier zählt die Heuschrecke, welche im Gras herum springt und sich leicht in den bodennahen Radnetzen der Spinne verfängt.  Die Netze selbst weisen ein charakteristisches Zickzackgeflecht ober- und unterhalb der Netzmitte auf, was es in dieser Form bei anderen Spinnenarten nicht gibt. So kann man sie gut erkennen.

Wespenspinnen bevorzugen warme Standorte, gerne auf ungemähten Wiesen und Brachflächen. „In den letzten Jahrzehnten konnten sie sich in ganz Mitteleuropa ausbreiten, wobei unser klimatisch günstiges Rheinhessen einen der ersten Standorte in Deutschland darstellte“, sagt Rainer Michalski.

Im September ist Paarungszeit. Dann steht für die weibliche Wespenspinne noch ein etwas makabrer Leckerbissen auf der Speisekarte. Nach der Paarung kommt es manchmal vor, dass sie das viel kleinere Männchen auffrisst, um für den Bau eines Kokons und das Legen der Eier gestärkt zu sein. Der Kokon mit den Eiern darin kann mitunter Tennisballgröße erreichen. Er schützt den Nachwuchs bis zum nächsten Frühjahr vor Nässe und Kälte, woraufhin in den ersten warmen Tagen im Mai eine Vielzahl an kleinen Spinnen schlüpft. Sie krabbeln auf einen erhöhten Punkt, oft ein Grashalm in der unmittelbaren Umgebung, und spinnen einen dünnen Faden. Dieser wird vom Wind erfasst und die Reise der kleinen Wespenspinne in eine ungewisse Zukunft an einem neuen Ort beginnt.

Eine informative Broschüre über die faszinierende Welt der Spinnen kann gegen Einsendung von 5 Briefmarken zu 58ct bestellt werden bei: NABU Rheinhessen-Nahe, Langgasse 91, 55234 Albig.