Ohne Netz auf Fliegenjagd - in der Wiese lauert die O-beinige Verhasste!

Spinnenweibchen mit Beute im Blütenstand des Jakobs-Greiskrauts
Spinnenweibchen mit Beute im Blütenstand des Jakobs-Greiskrauts

Mit weit ausgebreiteten Beinen sitzt sie zurzeit in vielen gelben oder weißen Blüten und lauert auf Insekten: Die Veränderliche Krabbenspinne (Misumena vatia). "Der wissenschaftliche Name der gut einen Zentimeter langen Spinne bedeutet übersetzt "die o-beinige Verhasste". Ihr Lebensraum sind Waldränder und Wiesen, aber auch in Gärten kann sie vorkommen. Will man sie finden, muss man genau hinschauen“, weiß Rainer Michalski von der NABU-Regionalstelle Rheinhessen-Nahe zu berichten.

Wie alle Krabbenspinnen kann sie seitwärts laufen - wie eine Krabbe am Meer - daher auch der "Familienname". Veränderlich heisst sie, da sie ihre Farbe von weiß nach gelb verändern kann. Dafür verlagert die Spinne ein gelbes Farbpigment aus tieferen Hautschichten in die Oberhaut. Das funktioniert natürlich auch umgekehrt, braucht aber in jede Richtung einige Tage Zeit.

So getarnt wartet die Spinne, die keine Netze baut, unbeweglich auf Blütenbesucher. „Für die meisten Insekten scheint sie nahezu unsichtbar zu sein. Beutetiere werden blitzschnell gepackt und durch einen Giftbiss in den Nacken getötet. Auch viel größere Insekten sind nicht sicher vor ihr. „Bei lebendigem Leib wird die Beute durch das sehr schnell wirkende Gift getötet und durch Verdauungsenzyme von innen her aufgelöst. Nur die Körperhülle bleibt erhalten. So kann die Spinne den Brei wie aus einer Tube einfach aufsaugen“, erzählt der Naturschützer. Was zu viel ist, wird für schlechte Zeiten an einem Faden an der Unterseite der Blüte aufgehängt.

 

Die Krabbenspinne verschont auch ihren eigenen Partner nicht. Passt das viel kleinere Männchen nicht auf, wird es ebenfalls verzehrt. Das gruselige Spiel dient den gemeinsamen Nachkommen. Nach der Paarung überflüssig geworden, kann die Spinne das Männchen als Nahrungsreserve nutzen. Schließlich muss sie noch ohne Nahrungsaufnahme den Kokon mit ihren Eieren bis zum Schlupf der Jungspinnen verteidigen!


Mehr über die Achtbeiner gibt es in der 24-seitigen Broschüre „Spinnen“ vom NABU Rheinhessen-Nahe, Langgasse 91, in 55234 Albig, für fünf Briefmarken zu 58 Cent.