Jedes Jahr im Herbst beginnt die wohl größte Wanderung der Erde. Milliarden Zugvögel brechen in Richtung ihrer wärmeren Winterquartiere auf, wo sie ein ausreichendes Nahrungsangebot finden. Vielen Menschen sind zum Beispiel die eindrucksvollen Keilformationen der Kraniche, die Rheinhessen und das Naheland überqueren, gut bekannt.
Dabei wird oft vergessen, dass sich im Herbst zugleich eine Vielzahl anderer Lebewesen auf den Weg macht. Der Lachs etwa verbringt zwar sein Leben hauptsächlich im Meer, doch zum Laichen
schwimmt er im Spätherbst in die Oberläufe der Flüsse. Manch ein Lachs schafft es trotz widriger Umstände heute sogar wieder den Rhein hinauf bis in die Schweiz. In vielen anderen Flüssen ist den
Fischen der Weg durch Staustufen und Wasserkraftwerke verbaut.
Doch auch abseits des Wassers gibt es Lebewesen, die in ihrem Zugverhalten den Vögeln in nichts nachstehen. Einige Schmetterlingsarten, man bezeichnet sie als Wanderfalter, legen trotz
ihrer Größe schier unglaubliche Strecken zurück. Im Frühjahr drängen in manchen Jahren Millionen von Distelfaltern über die Alpen Richtung Norden, auf der Suche nach den bestmöglichen
Lebensbedingungen. Im Herbst geht es dann auf die Heimreise nach Nordafrika und in Teile von Südeuropa, wobei zum Teil mehrere tausend Kilometer zurückgelegt werden.
Weitaus seltener wird man jedoch einen ganz anderen Reisenden entdecken. Denn erst wenn es am Abend dunkel wird, beginnt die fast lautlose Wanderung einiger Fledermausarten. Der Große
Abendsegler legt dabei zum Teil Strecken von über 1000 Kilometer zurück, um beispielsweise von Osteuropa bis nach Südfrankreich zu gelangen. Im Gegensatz zu den Zugvögeln sind die Routen
der Fledermäuse jedoch noch wenig bekannt, denn die Beobachtung ist schwierig.
Spannend bleibt die Frage, wie der Klimawandel das Zugverhalten vieler Tierarten ändern wird. Schon jetzt beobachtet man zum Beispiel immer häufiger, dass der Admiral als ehemaliger
Wanderfalter hierzulande auch im Winter zu sehen ist.
Wer mehr über die Zugvögel unserer Region, Fledermäuse und andere wandernde Tierarten wissen möchte, kann gegen Einsendung von 2 Briefmarken zu 55 Cent Infomaterial (darunter ein Poster zur
Tierwanderung) bestellen bei: NABU Rheinhessen-Nahe, Langgasse 91, 55234 Albig. Für Rückfragen kann auch gerne angerufen werden unter 06731 547566.