Die Gottesanbeterin im SWR-Fernsehen

06 Sep 2017

Meldungen der Gottesanbeterin 2017

Gefunden in Frankfurt, Bornheim von Silke Köhler
Gefunden in Frankfurt, Bornheim von Silke Köhler
Bild: Christiane Kahla aus Ober-Olm
Bild: Christiane Kahla aus Ober-Olm

Bis vor einigen Jahren kam die Europäische Gottesanbeterin (Mantis religiosa) nur noch an wenigen Stellen in Deutschland regelmäßig vor, etwa am Kaiserstuhl oder in der Südpfalz. Nun breitet sich die wärmeliebende Art immer weiter nach Norden aus. In den letzten Jahren erreichten uns bereits als Antwort auf unsere Meldeaufrufe  einige Beobachtungen aus Rheinhessen und dem Nahegebiet. Auch in diesem Jahr erhielten wir Meldungen der beeindruckenden Fangschrecke. So staunte Frau Silke Köhler aus Frankfurt, Bornheim nicht schlecht, als sie ein Exemplar an ihrem Fliegengitter entdeckte. In Rheinhessen beobachtete Christiane Kahla aus Ober-Olm eine braune Gottesanbeterin auf ihrem Balkon im zweiten Stock. Sie saß gut getarnt an einer Holztür. In Alzey begleitete ein weibliches Exemplar Herrn Dirk Sans bei seinem Arbeitstag. Und auch in Worms fand Frau Reich eine Gottesanbeterin an der Carmeliter-Apotheke. Rund 3 Wochen später sichtete auch Frau Bürgis ein paar Straßen weiter eine, allerdings tote, Gottesanbeterin in Worms.

Auch aus dem Naheland erhielten wir Meldungen: Frau Vanessa Kost sah und fotografierte eine Gottesanbeterin in Waldböckelheim am Briefkasten - am Abend zuvor war die Verbreitung des Tieres noch Gesprächsthema beim Grillabend. In Bad Kreuznach fand Frau Bryla ein braunes Exemplar am Waldrand, und auch Frau Christina Hübling hatte Glück, als ihr in Rüdesheim bei Bad Kreuznach an einem warmen Sommertag das Insekt vor die Kameralinse krabbelte.

 

In einem waren sich alle einig: Eine Gottesanbeterin zu finden und zu beobachten hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Haben auch Sie eine Gottesanbeterin finden können? Dann freuen wir uns über weitere Meldungen!

Achtung Verwechslung: Grünes Heupferd und Gottesanbeterin

Achtung Verwechslungsgefahr: Grünes Heupferd | Foto: Heinz Abbel
Achtung Verwechslungsgefahr: Grünes Heupferd | Foto: Heinz Abbel

In den letzten Tagen erreichten uns bereits zahlreiche Anrufe, die unserem Meldeaufruf zur Gottesanbeterin gefolgt waren. Doch ist zur Zeit noch ein anderes Insekt unterwegs, welches nicht zuletzt durch seine Größe beeindruckt: Die Rede ist vom Grünen Heupferd (Tettigonia viridissima), eine der häufigsten Laubheuschrecken in unseren Breitengraden. Das ca. 30 bis 40 mm große Tier unterscheidet sich jedoch in einigen Merkmalen von der gesuchten Europäischen Gottesanbeterin. Während das grüne Heupferd einen eher länglich-ovalen Kopf direkt auf dem Körper aufsitzen hat, erkennt man die Gottesanbeterin an einem dreieckigen, beweglichen Kopf mit Hals. Die markanten Fangarme, welche an betende Hände erinnern und denen das Tier seinen Namen verdankt, sind deutlich ausgeprägt, wohingegen das Grüne Heupferd kräftig erkennbare Sprungbeine aufweist. Übrigens: Gottesanbeterinnen können grün oder braun sein, das Grüne Heupferd gibt es nicht in braun, aber in gelb.

 

Zusätzlich zu den Erklärungen soll der Bildvergleich unsicheren Naturbeobachtern bei der Bestimmung helfen:

Oben: Europäische Gottesanbeterin (Fotos: Kristin Schüler). Unten: Grünes Heupferd
Oben: Europäische Gottesanbeterin (Fotos: Kristin Schüler). Unten: Grünes Heupferd

Gottesanbeterinnen wieder unterwegs - Augen auf!

Gottesanbeterin, gefunden in Wöllstein | Foto: Kristin Schüler
Gottesanbeterin, gefunden in Wöllstein | Foto: Kristin Schüler

Man bekommt sie nicht oft zu Gesicht, doch wenn man sie entdeckt, hinterlässt ihr Anblick einen bleibenden Eindruck: Die Rede ist von der Europäischen Gottesanbeterin. Als wärmeliebende Art mit Verbreitungsschwerpunkt im Mittelmeerraum ist sie eigentlich auf die wärmsten Gebiete Deutschlands beschränkt, breitet sich in warmen Jahren jedoch weiter nach Norden aus.

 

Nach einem Presseaufruf im Spätsommer 2015 erhielt die NABU-Regionalstelle Rheinhessen-Nahe Fundmeldungen aus Abtweiler, Alsheim, Eich, Gimbsheim, Gundersheim, Saulheim, Staudernheim, Wendelsheim, Westhofen, Winzenheim und Wörrstadt. Doch wie steht es 2016? Daher ruft der NABU wieder dazu auf, Ausschau nach der Europäischen Gottesanbeterin zu halten.

 

Erkennbar ist die hellgrüne bis braune Fangschrecke an ihrem dreieckigen Kopf und den bedornten Vorderbeinen, die in Ruhestellung an betende menschliche Hände erinnern. Als geschickter Insektenjäger fängt sie damit ihre Beute blitzschnell aus der Luft. Meistens sitzt sie jedoch still in der Vegetation und lauert auf eine Mahlzeit. Kommt man ihr zu nahe, stößt sie zuweilen zischende Laute aus und zeigt ihre beiden weißen, schwarz umrandeten Augenflecken auf den Innenseiten der Vorderschenkel. Ein beeindruckendes Spektakel, das für uns ungefährlich ist!

 

Bis in den Oktober sind Beobachtungen möglich. Haben Sie eine Gottesanbeterin gefunden? Dann melden Sie sich - am besten mit Belegbild - bei der NABU Regionalstelle Rheinhessen-Nahe unter 06731 547566 oder Info@NABU-Rheinhessen.de

Zahlreiche Gottesanbeterin-Meldungen in Rheinhessen-Nahe und Umgebung

Foto: Kristin Schüler
Foto: Kristin Schüler
Drohende Gottesanbeterin | Foto: Corinna Goodliff
Drohende Gottesanbeterin | Foto: Corinna Goodliff

Zahlreiche Antworten auf unseren Presseaufruf zur Meldung von Funden der Europäischen Gottesanbeterin (Mantis religiosa) erreichten uns in der letzten Woche aus Rheinhessen. So berichtet Herr Riede aus Gundersheim, dass sich die Gottesanbeterin von einer anpirschenden Katze bedroht fühlte und diese mit ihrem Zischen in die Flucht schlug. Auch Frau Goodliff aus Jakobsweiler machte Bekanntschaft mit den Drohungen der Gottesanbeterin, entstanden sind Bild und Video (zu sehen weiter unten) der beeindruckenden Szene. Frau Schüler aus Wöllstein konnte ebenfalls Bilder einer grünen Gottesanbeterin schießen und außerdem beobachten, wie das Tier im Hibiskusstrauch eine Wespe verspeiste. Die Orte aller weiteren Meldungen können in der Karte abgelesen werden.

Oothek der Gottesanbeterin | Foto: Mathias Kunz
Oothek der Gottesanbeterin | Foto: Mathias Kunz


Einen weiteren interessanten Fund machte Herr Kunz bereits 2014 in Alzey: An der Hauswand fand er ein Eigelege (Oothek) der Gottesanbeterin. Diese Ootheken sind recht auffällig und können so groß wie ein Tischtennisball werden. Oft werden sie an Bruchsteinmauern oder auf der Unterseite von Steinen angeheftet. Zurzeit sind die Gottesanbeterinnen-Weibchen mit der Eiablage beschäftigt - da lohnt sich ein genauer Blick! Weitere Meldungen von Eigelege oder dem Tier selbst sind uns weiterhin willkommen und werden nachträglich in die Karte eingetragen. Unser Dank gilt allen, die an der Aktion teilgenommen haben!

Besonderer Fund: Gottesanbeterin in Wendelsheim – NABU bittet um weitere Meldungen

Männliche Europäische Gottesanbeterin | Foto: Dr. Jürgen Leuck
Männliche Europäische Gottesanbeterin | Foto: Dr. Jürgen Leuck

Einen außergewöhnlichen Fund machte Dr. Jürgen Leuck aus Wendelsheim: Im Swimming-Pool entdeckte er am letzten Donnerstag ein ungewöhnlich großes, hellgrünes Insekt, das sich bei näherer Betrachtung als Europäische Gottesanbeterin entpuppte. Er schickte ein Bild an Rainer Michalski von der NABU-Regionalstelle in Albig, der sich mit Experten in Verbindung setzte und die Bestimmung so bestätigten konnte. Der Naturschützer erklärt: "Da viele Arten der Gottesanbeterinnen gerne in Terrarien gehalten werden, entpuppen sich manche Meldungen als entflohene Exoten. Auch große Heuschreckenarten wie das Grüne Heupferd werden mit Gottesanbeterinnen verwechselt. Man muss schon genau hinschauen, um die seltene heimische Art sicher zu identifizieren."


Die Europäische Gottesanbeterin kam bis vor einigen Jahren nur noch an wenigen Stellen in Deutschland regelmäßig vor, etwa am Kaiserstuhl oder in der Südpfalz. Doch nun breitet sich die wärmebedürftige Art mit Verbreitungszentrum im Mittelmeerraum im Zuge des Klimawandels wieder nach Norden aus. Aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert gibt es einzelne Belege aus Rheinhessen und dem Nahegebiet, doch ist sie bei uns schon lange nicht mehr gesichtet worden.
Das zu den mit den Schaben verwandten Fangschrecken gehörende Tier ist ein geschickter Insektenjäger. Seine Vorderbeine sind zu dornenbewehrten Fangbeinen umgebildet, mit denen es Beute blitzschnell sogar aus der Luft greifen kann. In Ruhestellung erinnern diese an betende menschliche Hände, was den Namen erklärt. Durch ihre hellgrüne bis bräunliche Färbung ist die bis zu 7,5 cm lange Europäische Gottesanbeterin in der Vegetation kaum zu entdecken. Meist sitzt sie still und wartet einfach, bis sich ein passendes Insekt in die Nähe wagt. Dank ihres sehr beweglichen Kopfes mit den weit auseinander stehenden Augen hat sie dabei alles im Blick. Bei Gefahr zeigt sie die dem Gegner die beiden weißen, schwarz umrandeten Augenflecken auf den Innenseiten ihrer Vorderschenkel und stößt zischende Laute aus. So kann sie manchen Feind in die Flucht schlagen und wirkt auch auf Menschen beeindruckend, auch wenn sie für uns ungefährlich ist.

Der NABU ruft die Bevölkerung zur Mithilfe auf, um weitere Daten zur Verbreitung der Gottesanbeterin in Rheinhessen und dem Naheland zu erhalten. Rainer Michalski: "Aufgrund der guten Tarnung ist sie leicht zu übersehen. Doch manchmal hilft ja der Zufall. Bis in den Oktober sind Beobachtungen möglich. Haben Sie in diesem Sommer in unserer Region eine Gottesanbeterin gesehen oder sogar fotografiert? Dann melden Sie sich bei uns unter 06731 547566 oder info@NABU-Rheinhessen.de."